Es gibt Themen, die sind schwer. Schwer zu fassen, schwer zugänglich und weit weg von den persönlichen Interessen. Da traut man sich kaum ran. Der Respekt vor der Aufgabe ist groß. So in etwa stellte sich das Thema E-Sport bis vor etwa einem Jahr für mich dar. Mittlerweile geht es genau in die andere Richtung: Im September startet unser erster Test-Feed mit Nachrichten aus dem E-Sport. Und im Oktober berichten wir in Zusammenarbeit mit der Hamburger Morgenpost über das E-Sport-Großevent ESL ONE, zu dem 20.000 Besucher an der Elbe erwartet werden.
Dabei fing im letzten Jahr alles ganz einfach an: Man spürt irgendwann, dass ein Thema wichtig ist, aber niemand greift zu. So hing ein Post-it E-Sport tatsächlich schon ein paar Monate in der Backlog-Spalte auf unserem Kanban-Board für Projekte.
Im August 2017 führte ich unseren 23-jährigen Praktikanten Marco durch die Räumlichkeiten und er sprach mich gleich auf dieses Post-it an. „E-Sport? Das ist ja interessant. Was macht ihr da?“ „So genau wissen wir das noch nicht. Wir kennen uns einfach gar nicht damit aus“, musste ich eingestehen. „Echt? Das ist doch gar nicht so kompliziert“, meinte Marco und wenige Sekunden später wanderte das Post-it vom Backlog in die Spalte „Kick-off“.
Wir setzten uns zusammen. Ich bekam schnell einen ersten Einblick und wir beschlossen, das Thema verständlich und in einer knackigen Präsentation mit den wichtigsten Fakten aufzubereiten:
- Aufbereitung der wichtigsten Veranstaltungen und Wettbewerbe
- Zuschauer und Zielgruppen
- Preisgelder
- Wichtige Persönlichkeiten und Spieler
- Sponsoren im E-Sport-Umfeld
- Konkurrenz-Analyse – was machen die anderen?
Mit der Präsentation „Keine Angst vor E-Sport“ wurden uns die Augen geöffnet. Wir haben die Bedeutung dieses wichtigen Digital-Themas erkannt und schnell förderte die Geschäftsführung der dpa-infocom das Projekt.
Die noch relativ junge Gattung ist ein riesiger Wirtschaftszweig. Es gibt Turniere bei denen über 20 Millionen Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet werden – wie beim Tennis. Nahezu alle großen Technologie-Unternehmen und welt-bekannten Sponsoren tummeln sich auf der Spielwiese E-Sport. Das Beratungshaus PwC veröffentlichte kürzlich eine Studie, in der von einem Jahresumsatz von 130 Millionen Euro allein in Deutschland für 2020 ausgegangen wird. Weltweit soll die Branche im vergangenen Jahr knapp 560 Millionen Euro umgesetzt haben. Bis 2022 soll sich diese Zahl voraussichtlich verdreifacht haben, so PwC.
Wir müssen auch unseren dpa-Kunden den Zugang zum E-Sport erleichtern und Insights vermitteln. Im Nielsen Report 2017 lesen wir prägnante Sätze:
- 23% der Deutschen (14 bis 49 Jahre) interessieren sich für E-Sport
- im Interessenvergleich liegt E-Sport bereits gleichauf mit Radsport und Volleyball
- die Zielgruppe ist überwiegend jung, männlich, spricht überdurchschnittlich gut Englisch, denkt global, denkt digital und verdient überdurchschnittlich gut.
Seit Anfang 2018 haben wir uns immer intensiver mit dem Thema E-Sport beschäftigt. Typisch für das agile und marktorientierte Handeln der dpa-Digitaltochter. Plötzlich trafen sich Freiwillige interdisziplinär aus unterschiedlichen dpa-Einheiten in einer AG E-Sport, um diese inhaltliche Innovation strukturiert anzugehen. Das Team hat sich in der Zwischenzeit mit Kunden ausgetauscht, mit Experten getroffen, Kongresse besucht und dabei eine eigene Motivation entwickelt, sich dem Thema journalistisch anzunehmen. Eine der ersten Ausgangs-Fragen, ob es sich bei E-Sport überhaupt um Sport handelt, wurde in punkto Berichterstattung bald sekundär. Nicht das Ob ist für dpa entscheidend, sondern das Wie, lautet ein Fazit der Arbeitsgruppe.
Wir wissen jetzt, was MOBA (Multiplayer Online Battle Arena = Echtzeit-Strategiespiel) bedeutet, haben uns selbst auf E-Sport-Veranstaltungen umgeschaut. Wir haben uns vernetzt. Produzieren bereits Meldungen über das Thema und aus der Szene. Dabei helfen uns das große dpa-Netzwerk und „The Shotcaller“ aus dem Batch 6 des Next Media Accelerator, die sich der professionellen journalistischen E-Sport Berichterstattung gewidmet haben.
Wir nähern uns dem Thema weiter in agilen Schritten, damit wir uns nicht übernehmen und das unternehmerische Risiko überschaubar bleibt. Geholfen hat uns dabei auch die Erstellung eines Product Fields, bei dem wir von dpa-Innovationsmanager Klaus Peter Frahm unterstützt wurden. Auf unserer internen E-Sport-Roadmap steht jetzt: Rausgehen! Das bedeutet auch dpa-intern über das Thema aufzuklären und mit der Präsentation „Keine Angst vor E-Sport“ interessierte Kolleginnen und Kollegen über das Phänomen abzuholen.
Parallel starten wir für Kunden der dpa-infocom von September bis Weihnachten eine Testbelieferung mit einer E-Sport-Rubrik im NITF XML 3.0 Format. Wir möchten lernen, wie sich die Nutzung des News-Feeds auf Reichweite und Nutzerinteresse auswirkt.
Ende Oktober werden wir zusammen mit der MOPO das ESL-ONE-Event in Hamburg (20.000 Karten waren schnell ausverkauft) begleiten. Im Vorfeld des Dota-2-Turniers mit Stories, Erklär-Grafiken und multimedialen Add-Ons. Zum Event selbst mit einem Live-Blog und der aktuellen Berichterstattung.
Weitere Ausbaustufen haben wir schon im Kopf. Termine und Sportdaten für Planung und Ergebnis-Services könnten wir schnell nachziehen und natürlich spielt auch Video-Content eine große Rolle. Aber ehrlich gesagt: davor haben wir noch Respekt, das ist uns noch zu groß – in dem Wissen, dass Innovation oft auch daran scheitert, dass man sich von Beginn an zu viel vornimmt.
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