Es ist die vielleicht größte Herausforderung für den Journalismus in digitalen Zeiten. Wie schaffen Redaktionen im besten Wortsinn „fesselnde“ Inhalte, die Menschen so an Medienmarken binden, dass sie bereit sind, dafür angemessen zu bezahlen.
Die dpa hat deshalb 2018 das Projekt Performing Content auf den Weg gebracht, um gemeinsam mit Medienpartnern Formate zu erproben, die helfen, aus untreuen Usern loyale Kunden zu machen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.
Mit dem vom Google Digital News Innovation Fund geförderten internationalen Projekt C-POP folgt nun der nächste Schritt. Wie können Nachrichtenagenturen und Zeitungsverlage ihre über Jahrzehnte gewachsene Arbeitsteilung so weiter entwickeln, dass am Ende möglichst viele Leser, Hörer und Nutzer mit den richtigen Inhalten erreicht und gewonnen werden?
„In der Zusammenarbeit mit unserer finnischen Partneragentur STT und führenden Verlagen wie Funke Digital, der Neuen Osnabrücker Zeitung und der Sanoma-Gruppe haben wir optimale Voraussetzungen, um neue Workflows und Konzepte zur besseren Nutzerbindung zu erproben“, stellt Peter Kropsch, der Vorsitzende der dpa-Geschäftsführung, fest.
C-POP steht dabei für „Content Performance Optimization Program“. Kern des Projekts ist die Entwicklung und Erprobung eines integrierten Nachrichten-Zyklus, bei dem die Nachrichtenagentur Teile ihres Inhalte-Angebots nach den vom Verlagspartner gemessenen Nutzungsdaten steuert. Welche Themen und Formate erreichen welche Zielgruppe in welcher Situation am besten? Während sich Pendler in der Bahn einen schnellen Überblick über die morgendlichen Schlagzeilen auf dem Smartphone verschaffen wollen, genießt der entspannte Wochenendnutzer lange Reportagen und Hintergründe auf dem Tablet. Auf diese ganz unterschiedlichen Bedürfnisse soll ein modernes digitales Medienprodukt Rücksicht nehmen.
Die Projektpartner gehen davon aus, dass die Attraktivität von Informationsangeboten deutlich steigt, wenn die Nutzungsdaten und Nutzer-Präferenzen des Verlags in einem kontinuierlichen Ping Pong gegen entsprechend optimierte Inhalte der Agentur eingetauscht werden.
In der Vergangenheit fehlte den Nachrichtenagenturen das Wissen darüber, welche ihrer Inhalte wie gut in den Medienangeboten der Kunden funktionieren. Damit künftig ein Feedback-Kreislauf den Blindflug ersetzen kann, wird sich C-POP auf zwei Aspekte konzentrieren.
Die dpa als Koordinator des Projekts wird mit den deutschen Verlagspartnern Funke digital und NOZ digital vor allem daran arbeiten die technische Intelligenz der eingesetzten Inhalte durch neue maschinenlesbare Metadaten zu erhöhen. Ein Kriterium ist etwa der sogenannten Lifetime-Value. Eine Eilmeldung hat ein kurzes Nachrichtenleben, weil sie schon nach Minuten überholt ist. Ein gut geschriebenes Ratgeberstück über Frühjahrsblumen bleibt dagegen über Monate und Jahre frisch und interessiert als „Evergreen“-Inhalt immer noch neue Leser. Wenn alle Inhalte ihren Lifetime-Value wie eine Art maschinenlesbaren Barcode mit sich tragen, können Verlage danach ihr Angebot viel gezielter auf die unterschiedlichen Kunden und Kanäle aussteuern. Der norwegische Schibsted-Konzern macht das bereits vor.
Die finnische Nachrichtenagentur STT wird sich gemeinsam mit den finnischen Verlagsgruppen Sanoma und I-Mediat der Input-Seite des künftigen Ping-Pongs annehmen. Wie können die Nachrichtenagenturen die von den Verlagen bereitgestellten Nutzungsdaten möglichst einfach importieren und so aufbereiten, dass ihre Redakteure sie für die Produktion noch erfolgreicherer Inhalte nutzen können.
Vervollständigt wird das Konsortium durch MINDS International, das weltweite Innovations-Netzwerk der Nachrichtenagenturen, und die IPTC, die für einheitliche Standards in der Nachrichtenindustrie sorgt.
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Meinolf Ellers
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