Desinformation verbreitet sich im Netz rasend schnell – derzeit etwa auch zu den Terrorattacken in Israel und ihren Folgen. Gleichzeitig sind soziale Medien vor allem für junge Menschen eine wichtige Informationsquelle. Um nicht auf Falschnachrichten hereinzufallen, müssen sie daher Quellen einschätzen können und Warnsignale erkennen. Aber wie erreichen wir sie am besten, um ihnen diese Medienkompetenz zu vermitteln? Das Projekt Think Twice liefert eine Antwort.
Desinformationskampagnen haben das Potenzial, die öffentliche Meinung und den demokratischen Diskurs zu verzerren. In den letzten Jahren hat sich das Problem der Desinformation in den sozialen Medien europaweit verschärft. In einer TikTok-Stichprobe des US-Start-Ups NewsGuard im Herbst 2022 enthielten rund 5 der ersten 20 angezeigten Videos (19,4 Prozent) zu aktuellen Themen falsche oder irreführende Behauptungen. Und das auf einer Plattform, die für viele in der Generation Z – also junge Menschen bis etwa 27 Jahre – ein fester Bestandteil des Alltags ist und von ihnen wie eine Suchmaschine genutzt wird.
Hinzu kommen die neuen Möglichkeiten der generativen Künstliche Intelligenz mit Tools wie ChatGPT oder Midjourney. Sie machen es auch für Laien einfacher, täuschend echten Content zu erstellen. Deswegen wird es umso wichtiger, Informationen gut einschätzen zu können – und das Bewusstsein dafür zu schulen, wie leicht sie zu manipulieren sind.
Um der Verbreitung von Desinformation entgegenzuwirken, will das internationale Projekt Think Twice daher die Medienkompetenz junger Nutzerinnen und Nutzer verbessern. Ziel ist die Produktion von Videos in einem modernen Social-Media-tauglichen Format von und für Digital Natives. Die Videos werden als Lern- und Lehrmaterial angeboten und richten sich somit auch an Multiplikatoren wie Lehrer. Für die Produktion dieser Videos werden wir Interessierte aus der Gen Z in eine Community mit einem virtuellen Newsroom einbinden, in dem sie an Videokonferenzen und Workshops teilnehmen können.
“Dieses Projekt soll dazu beitragen, Desinformation wirksam einzudämmen und die Medienkompetenz vor allem der jüngeren Generation zu stärken“, sagt die Leiterin des dpa-Faktencheck-Teams, Teresa Dapp. „Unsere neuen Videos mit Tipps zum Erkennen von Falschinformationen sind dazu geeignet, Menschen in großer Zahl niedrigschwellig zu informieren und zu sensibilisieren.“
Das Projekt wird von der Deutschen Presse-Agentur koordiniert und vereint Partner aus mehreren Ländern mit umfangreicher Erfahrung in der Vermittlung von Medienkompetenz: Verificat aus Spanien, Faktabaari aus Finnland und Lie Detectors, die in Brüssel ansässig und in mehreren Ländern tätig sind. Ziel ist es, ein Toolkit zu entwickeln, das international übertragbar und anwendbar ist. Das Projekt wird von der EU gefördert und läuft bis Ende September 2025.
dpa baut in diesem Projekt auf seinen Erfahrungen aus dem Teen Fact-Checking Network (TFCN) auf. In den vergangenen Monaten haben Teenager aus Deutschland dabei unter Anleitung des dpa-Faktencheck-Teams Videos produziert, in denen sie Falschbehauptungen entlarven. So geben sie ihr Wissen an Gleichaltrige weiter und helfen, kritisch auf Inhalte im Netz zu schauen und Desinformation zu erkennen. Initiiert wurde das TFCN-Projekt von MediaWise, einer Initiative der US-Journalistenschule Poynter Institute.
Zudem wird das Faktencheck-Team der dpa im neuen Projekt mit #UseTheNews zusammenarbeiten, einem bundesweiten Projekt der dpa zur Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter. Unter anderem werden die NewZees eingebunden, eine bereits bestehende Community von Medieninteressierten im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die sich mit aktuellen und relevanten Fragen im Journalismus mit besonderem Hinblick auf die Generation Z beschäftigen. Einmal im Monat trifft sich die Community mit Medienexperten und -expertinnen online zu Workshops und diskutiert etwa darüber, ob Tiktok einem Bildungsauftrag gerecht werden oder inwieweit KI den Journalismus bereichern kann.
https://www.dpa.com/de/faktencheck-teens