Einladungen zu Veranstaltungen treffen täglich in unterschiedlichen Formaten und in großer Zahl in Redaktionen und Pressestellen ein. Das gilt auch für die deutschlandweiten dpa-Büros. Zu unseren Herausforderungen gehört es, möglichst viele Informationsbausteine, die in den Hunderten von Einladungen stecken, für Kunden strukturiert aufzubereiten und recherchierbar zu machen. dpa setzt dafür seit Kurzem auch künstliche Intelligenz ein.
„Sehr geehrte Damen und Herren, wir laden Sie herzlich ein zur Eröffnung unseres neuen Logistikzentrums am 20. Juni!“ Unzählige solche E-Mails erreichen Zeitungsredaktionen oder Radiosender jeden Tag. Doch bis der Termin in einem redaktionellen Planungssystem eingetragen ist – möglichst mit aussagekräftigen Metadaten –, sind oft einige mühsame Schritte erforderlich. Die großen Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley kennen sich zwar mit der Erkennung von Terminen aus, doch davon profitieren zunächst mal ihre eigenen Kalender-Apps.
Seit 1999 arbeitet dpa bereits mit Termin-Datenbanken für die Koordination der eigenen Reporterinnen und Reporter und ihrer Berichterstattung. Seit einigen Jahren steht mit dpa-Agenda auch ein Tool zur Verfügung, das für Kunden aus der Medien- und Kommunikationsbranche noch weit mehr Veranstaltungen und zugehörige Informationen recherchierbar macht. Die Gewichtung eines Termins ist ebenso wie die neutrale Formulierung Aufgabe der dpa-Redaktion. Doch beim Workflow von der E-Mail-Einladung bis zum Datenbank-Eintrag kann Software eine wichtige Unterstützung sein, die viel Zeit und damit Geld spart.
Gemeinsam mit dem IT-Spezialisten ferret go aus dem brandenburgischen Bernau erarbeitete dpa zunächst einen Proof of Concept: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz sollte die Software lernen, welche Informationen im Einladungstext an welcher Stelle verborgen sind. Was für einen Menschen auf den ersten Blick naheliegend ist, erfordert umfassendes technologisches und linguistisches Know-how. ferret go gelang es, vielversprechende Ergebnisse mit hohen Erkennungsquoten zu erzielen. Aufbauend auf Feedback aus der Redaktion wurde eine erste produktive Version der Software gelauncht. „Tex“ – eine Kurzform für Termin-Extraktion – ging Anfang April an den Start. Seitdem hat Tex bereits Hunderte Mails durchforstet und automatisch in Einträge in unserer Termindatenbank verwandelt, die dann von der Redaktion weiterbearbeitet und veredelt werden. Am Ende dieser Verwertungskette steht dann dpa-Agenda.
„Diese Teamwork zwischen Mensch und Software ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir als Redaktion immer bessere Leistungen für unsere Kunden erbringen können“, erläutert dpa-Chefredakteur Sven Gösmann. „Tex macht keine Tippfehler und spart uns Zeit und Mühe. Doch die Einordnung und den Mehrwert, für den dpa steht, schafft kein Algorithmus, sondern unsere erfahrene Redaktion.“
Auch für ferret go war die Zusammenarbeit ein Gewinn, da dpa über eine große Menge strukturierter Daten zu Veranstaltungen verfügt. Das Training für „Machine Learning“, bei dem eine Software eigene Regeln entdeckt, ist ohne solche Daten nicht möglich. „Wir haben bereits viel Erfahrung zum Beispiel bei der automatisierten Moderation von Social-Media-Kommentaren für Medienhäuser. Die Erkennung von Veranstaltungsdaten ist eine gute Ergänzung unseres Portfolios“, betont Daniel Köllner, Geschäftsführer von ferret go.
Tex kann bisher Datum, Uhrzeit, Thema, Veranstaltungsort und Ansprechpartner zu einem Event erkennen, zum Teil mit Unterstützung der dpa-Datenbanken. Der Einsatz ist optional, so dass komplizierte Einladungen auch weiter von Hand eingetragen werden können. Das lebhafte Feedback der Nutzerinnen und Nutzer wird überwiegend in einem Slack-Kanal gesammelt und dort auch beantwortet. Das Tex-Team plant mit Hilfe dieser Erkenntnisse dann die nächsten Schritte für die Weiterentwicklung. „Jeder Software-Launch ist immer auch ein Change-Prozess, bei dem wir uns mit unserer eigenen Arbeit auseinandersetzen“, sagt dpa-Chefredakteur Gösmann. Transparenz sei dabei unerlässlich. „Ohne Diskussion, ohne Kommunikation, ohne Selbstreflexion bringt uns auch künstliche Intelligenz nicht weiter.“
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