Fünf dpa-Guidelines für Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz

Offen, verantwortungsvoll und transparent – Die Guidelines der dpa für Künstliche Intelligenz

Die dpa ist den Fakten verpflichtet. Und ein Fakt ist, dass KI gekommen ist, um zu bleiben. Unsere Überzeugung bei dpa ist: Wir können den Risiken und Herausforderungen Künstlicher Intelligenz nur begegnen, wenn wir die vielen Chancen nutzen, die sich aus dem Einsatz dieser innovativen Werkzeuge ergeben. Der größte Fehler wäre, einfach weiterzumachen wie bisher. Daher haben wir uns rückversichert: Was sind unsere Werte und wofür stehen wir? Und wie passt das mit KI zusammen? Fünf Regeln haben wir uns bei dpa gegeben, die uns durch die kommende Zeit begleiten werden. Doch was ist KI eigentlich?

Künstliche Intelligenz war lange Zeit das, was es gerade noch nicht gab. So schwierig der Begriff zu definieren ist, so schwierig ist es, die wirkliche Bedeutung der Entwicklung und Innovationen rund um das Mega-Thema KI zu erkennen. Der Launch von ChatGPT hat im November 2022 tatsächlich die Welt verändert und binnen Tagen das zuvor eher Fachleuten bekannte Thema der Large Language Models (LLM) auf die große Bühne gebracht. Keine andere Webplattform hat in so kurzer Zeit so viele Nutzerinnen und Nutzer angelockt, wie ChatGPT. KI ist damit nicht mehr nur ein unpersönliches Schlagwort in abstrakten, häufig düsteren Zukunftsdebatten, sondern erleb- und probierbar für praktisch alle Menschen mit Zugriff auf das Internet. Und genau das dürfte auch die Größe des Epochenbruchs ausmachen.

Dabei ist eine Grundlage, dass LLM GPT-3 bereits seit 2020 zugänglich ist und auch für die kommerzielle Nutzung schon länger zur Verfügung steht. Doch ChatGPT hat es geschafft, Nutzungsszenarien in Medienhäusern, die zuvor eher theoretisch erörtert wurden, innerhalb eines Moments nutzbar und einsatzfähig erscheinen zu lassen. Spreadsheet- und Template-basierte Textautomaten wirken mit einem Schlag museumsreif. Der ChatBot hat bewiesen, dass er für viele Anwendungen in diesem Bereich inzwischen gut genug ist.

In Wahrheit gehören KI-Tools längst zum Alltag, von der Gesichtserkennung zur Sicherung des Smartphones, über Photoshop, hin zu Text-to-Speech-Programmen oder Speech-to-Text-Transkripten. Mit den meist Template-basierten Textautomaten, die wir alle unter dem Schlagwort Roboterjournalismus kennen, haben die neuen Möglichkeiten nicht mehr viel gemein. Eher schneller als gedacht werden KI-Anwendungen auf Basis von LLMs, aber auch andere, wie zum Beispiel Bildgeneratoren, die schöpferische Arbeit sehr grundlegend verändern.

Das betrifft in einem besonderen Maße die Medienbranche, denn hier gibt es viele Tätigkeiten, die zumindest KI-unterstützt schneller und effizienter darstellbar sein werden. Bei allen Risiken: Vor allem lohnt es sich für Medien, auf die Chancen zu schauen, denn die Entwicklung wird weitergehen. Wir sollten sie gestalten, statt sie zu verpassen. Sicherlich besteht auch Regulierungsbedarf, doch klar ist auch: Die Paste ist aus der Tube.

Die dpa ist überzeugt, dass KI und die Vielzahl der sich daraus entwickelnden Anwendungen die Arbeit (nicht nur) der Medien grundlegend verändern werden. Wir arbeiten seit mehr als vier Jahren mit KI-gestützten Systemen wie beispielsweise TEX zur Erstellung von Termineinträgen für unsere Planungsdatenbanken oder zur Unterstützung der Bildersuche. Doch die Geschwindigkeit, in der sich die kommenden Transformationen abspielen werden, ist eine große Aufgabe. Als Dienstleister für so gut wie alle Medien in Deutschland steht dpa nicht nur im Fokus, sondern muss ihre Services ständig den sich verändernden Kundenbedürfnissen anpassen.

Schon jetzt ist klar, dass es Bereiche gibt, in denen KI-Anwendungen helfen können, Synergien zu heben (Textvarianten, Personalisierung), Effizienz zu steigern (Vorprodukte) und Prozesse zu vereinfachen. Es wird Bereiche geben, in denen weniger Menschen gebraucht werden, aber genauso wird es welche geben, in denen anders ausgebildete Menschen benötigt werden, etwa Prompt- und Entwicklungsredakteure. Die dpa sieht daher vor allem Möglichkeiten.

Gerade unsere Fähigkeiten, Fakten zu überprüfen und mit hohen journalistischen Ansprüchen zu arbeiten, werden noch wichtiger werden, etwa in den Bereichen Faktenchecks oder bei der Bereitstellung von Trainingsdaten für KI-Anwendungen. Das kann auch dabei helfen, neue Kundengruppen für diese im Kern journalistischen Dienstleistungen zu finden, auch abseits vom klassischen Medienmarkt.

Daneben sehen wir bei dpa grundsätzlich erhebliche Risiken im Einsatz von KI, vor allem in der ungehindert möglichen Verbreitung von Desinformationen, Deepfakes etc., die eine Bedrohung für unsere demokratischen Gesellschaften sind und deren Rolle sich nochmal verstärken wird.

In nahezu allen westlichen Demokratien stecken Medien in einer tiefen Vertrauenskrise, die auch durch den massiven Anstieg von Desinformation und gezielten Attacken verstärkt wird.

In dieser Lage können es sich Medienunternehmen nicht leisten, wichtige technologische Trends zu verpassen, aber auch nicht, dabei Fehler zu machen. Falschinformationen, die sich aus eigenen KI-Anwendungen ableiten, sind eine ernste Bedrohung.

Aus unserer Sicht ist hier ein wichtiger Faktor der Mensch, der künftig das herausgehobene Qualitätsmerkmal journalistischer Arbeit sein muss. Das Siegel ist nicht „Made by KI“, sondern „Made by a Human“. Daran orientieren sich auch die Guidelines, die dpa sich gegeben hat, um den Umgang mit KI zu begleiten, ohne sich in einem Wald aus Regeln zu verlieren. Es gilt die Chancen zu nutzen und die Risiken zu kennen, um sie minimieren zu können.

Die 5 KI-Guidelines der dpa

  1. Die dpa setzt KI zu verschiedenen Zwecken ein und steht dem verstärkten Einsatz von KI aufgeschlossen gegenüber. KI wird helfen, unsere Arbeit besser und schneller zu machen – immer im Sinne unserer Kunden und unserer Produkte.
  2. Die dpa setzt KI nur unter menschlicher Aufsicht ein. Die letzte Entscheidung über den Einsatz von KI-basierten Produkten trifft ein Mensch. Wir achten die menschliche Autonomie und den Vorrang menschlicher Entscheidungen.
  3. Die dpa setzt nur rechtmäßige KI ein, die sich an geltendes Recht und gesetzliche Bestimmungen hält und die unseren ethischen Grundsätzen gerecht wird, also etwa der menschlichen Autonomie, Fairness und demokratischen Werten.
  4. Die dpa setzt KI ein, die technisch robust und sicher ist, um die Risiken für Fehler und Missbrauch zu minimieren. Dort, wo Inhalte ausschließlich durch KI erzeugt werden, machen wir dies transparent und erklärbar. Die Verantwortung für alle mit KI erzeugten Inhalte trägt stets ein Mensch.
  5. Die dpa ermuntert alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich offen und neugierig mit den Möglichkeiten von KI zu befassen, Tools zu testen und Vorschläge für die Nutzung in unseren Workflows zu machen. Entscheidend sind Transparenz, Offenheit und die Dokumentation.

Gerade KI wird nicht in Form von großen Tools in die Redaktionen Einzug halten, sondern die Revolution kommt in kleinen Paketen. Tools für Transkripte gehören bei uns seit langem zum Alltag, schon jetzt helfen Übersetzungsprogramme bei der täglichen Arbeit. Entscheidend sind die Mitarbeiterinnen und Mitabeiter, die vieles ausprobieren müssen, um die Mehrwerte nicht nur zu finden, sondern sinnvoll einzusetzen. Es braucht beides: Vorgaben, Vorschläge und Strategie, aber eben auch Machen, Probieren und Umsetzen.

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