In einer Katastrophensituation kann jeder x-beliebige Augenzeuge, wenn der Wille dazu besteht, sein eigener Nachrichtensender werden. Smartphone, mobiles Internet und die passende Online-Plattform reichen zur Verbreitung der selbst aufgenommenen Fotos und Videos. Jedes öffentliche Großereignis wird in den sozialen Netzwerken aus individueller Perspektive dokumentiert.
Aus verschiedenen Blickwinkeln lassen sich so der Lauf eines Amoktäters durch eine Innenstadt oder der Polizei-Einsatz bei einer Massenprügelei nachverfolgen. Für deutsche Medien sind diese im Netz verbreiteten Inhalte von großer Bedeutung. Aber stimmen die über Youtube, Facebook oder Telegram verbreiteten Versionen eines Ereignisses? Hat ein Augenzeuge tatsächlich mit seinem Handy die umstrittene Szene gefilmt? Oder entpuppt sich das hunderttausendfach angeklickte Video bei genauem Hinsehen als billiger Fake, weil Jahre alt und aus dem Netz geklaut?
Vom Berufsanfänger bis zum Vollprofi trainieren in Deutschland immer mehr Journalistinnen und Journalisten ihre Fähigkeiten in der digitalen Recherche. Über 100 Medienhäuser und journalistische Netzwerke beteiligen sich an einem großen Schulungsprojekt, das die Deutsche Presse-Agentur (dpa) seit 2021 mit Unterstützung der Google News Initiative leitet.
In diesem Jahr bietet dpa neben Basiswissen-Workshops und Vertiefungsschulungen ein neues Trainings-Format an. Gemeinsam mit der GNI laden wir zur großen Faktencheck-Challenge! Deutschsprachige Journalistinnen und Journalisten können ab sofort spielerisch ihr Wissen in digitaler Recherche und Verifikation testen. Alle zwei Wochen geht eine neue, spannende Quiz-Frage online. Es werden zehn Runden gespielt. Als Gewinn winkt den ersten drei Plätzen eine zweitägige Reise zum Faktencheck23-Gipfel in Berlin mit Prominenten, Fachleuten und spannenden Diskussionsrunden für die Medienbranche. Details und Anmeldung.
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Die Rätsel sind manchmal leichter, manchmal anspruchsvoller, aber immer unterhaltsam – und dem journalistischen Alltag entnommen. Ist der Twitter-Account authentisch? Stimmt der Schattenwurf? Lässt sich ein gelöschter Post in den Internet-Archiven wiederfinden? Die Beispiele machen deutlich: Das digitale Faktenchecken mit Tools und Logik ist nicht nur was für Spezialistinnen und Spezialisten, sondern unverzichtbar für Journalismus im Social-Media-Zeitalter.
Sven Gösmann, dpa-Chefredakteur: „Das Prüfen von Behauptungen und die Entlarvung von Desinformation stellt Medienschaffende Tag für Tag vor Herausforderungen. Es gilt, die eigenen Techniken und Fertigkeiten permanent weiterzuentwickeln und zu schärfen. Die Fact Check Challenge leistet dafür einen wertvollen Beitrag.“
Wer an den Schulungen im Projekt Faktencheck23 teilnimmt, hat es etwas leichter. Auch die Videos auf der Lernplattform dpa-Factify, auf der die Challenge stattfindet, können bei der Lösung hilfreich sein – denn die erklären die Techniken, die auf die richtige Spur helfen.
Die dpa sieht es als ihre Aufgabe an, den Journalismus in Deutschland flächendeckend für die Recherche-Herausforderungen der heutigen Zeit fit zu machen. Wir wollen mehr Redaktionen motivieren, sich aktiv auf Plattformen wie Telegram oder auch Tiktok zu bewegen und dort zu recherchieren. Die Jahre der Corona-Pandemie haben auch gezeigt, wie groß das Ausmaß an Desinformation, Falschbehauptungen und Lügen in den sozialen Netzwerken ist. Dieses Problem besteht keineswegs nur auf nationale Ebene, sondern betrifft alle Regionen in Deutschland, sei es Ostfriesland, der Schwarzwald oder die Uckermark.
Unsere Gesellschaft braucht Nachrichten-Profis, die mit wachem Verstand und guten Werkzeugen alles Relevante in den sozialen Netzwerken im Blick haben, verifizieren und einordnen. Die Faktencheck-Challenge von dpa und GNI hilft den Redaktionen dabei, diese Herausforderung zu meistern!
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Twitter: @stefanvoss
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