Bevor das Internet vor einem guten Vierteljahrhundert die Medienwelt umzukrempeln begann, waren die Rollen klar geregelt: Im Sender-Empfänger-Prinzip stellten die einen als journalistische Profis die Inhalte bereit und die anderen konsumierten sie brav. Als Leserin oder Leser, als Hörerin oder Hörer sowie als Zuschauerin oder Zuschauer. Doch Social-Media-Plattformen mit globaler Reichweite und überall verfügbare leistungsstarke digitale Werkzeuge haben die Barrieren zwischen Produzenten und Usern eingerissen. Wer will, der kann fast alles von fast überall publizieren und als Blogger, Podcaster oder Instagram-Influencer bei entsprechendem Können über Nacht ein Millionenpublikum aufbauen.
Wenn die Empfängerinnen und Empfänger aber selber auf Sendung gehen, stellt sich Frage, wo die traditionellen redaktionellen Sender bleiben. Speziell in einem sensiblen Medienbereich wie vertrauenswürdigen Nachrichten und Informationen kann es nicht ohne Folgen bleiben, wenn die gelernten Grenzen zwischen Sender und Empfänger zunehmend verwischen.
Für die Partner von #UseTheNews, dem von der dpa und dem Hamburger Senat initiierten Projekt zur veränderten Nachrichtennutzung und der Nachrichtenkompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bietet die Entwicklung neben Risiken auch neue Chancen.
In dem jetzt veröffentlichten #UseTheNews-Playbook (hier zum kostenlosen Download) schildern die Beteiligten erste Ansätze für neue Kooperationsformen zwischen engagierten Nutzern und journalistischen Profis, aber auch zwischen unterschiedlichen Medienhäusern. Für die Kampagne „Corona – lass mal reden!“ taten sich zum Beispiel im Frühjahr der Norddeutsche Rundfunk (NDR), das „Hamburger Abendblatt“ (Funke-Gruppe), der SPIEGEL und die Zeitungsgruppe Ostfriesland zusammen, um via Video-Statement, E-Mail oder Whats-App-Kommentar gemeinsam Stimmen von 14- bis 24-jährigen einzusammeln und ins Gespräch zu kommen.
Die im Frühjahr vorgelegte #UseTheNews-Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung zeigt auf, dass Nachrichten und Nachrichtenmedien für Teile der Generation Z keine wesentliche Bedeutung mehr haben. Um auch die unter 20jährigen wieder verstärkt für gesicherte Informationen zu gewinnen, setzt #UseTheNews auf einen Dialog auf Augenhöhe. Welche Themen bewegen junge Zielgruppen? Wie muss sich Sprache verändern, um sie zu erreichen? Was sind die Formate und Plattformen, auf denen sie am besten von den Medien abgeholt werden können?
Nun wollen die Beteiligten den nächsten Schritt vom Dialog zur Kooperation gehen. Das sogenannte Co-Creation-Prinzip setzt darauf, dass unterschiedliche Beteiligte gemeinsam ein digitales Medienformat produzieren. Das können zum Beispiel eine Lokalredaktion und eine Schulklasse sein, die ein auch für die Jüngeren interessantes lokales Thema gemeinsam in einer Augmented Reality-Anwendung darstellen. Ein Ziel ist es dabei auch, den Jugendlichen über die aktive redaktionelle Mitarbeit Grundlagenwissen über Mediennutzung und Nachrichtenjournalismus zu vermitteln.
„Kooperation rückt immer mehr ins Zentrum von #UseTheNews“, erläutert Fiete Stegers, der das Projekt seit seinem Beginn im Frühjahr 20220 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) in Hamburg begleitet. „Wir bringen Schüler und Lehrer mit Medien in Projekten zusammen, aber ebenso Verlage, Rundfunkanbieter und Startups.“ Dabei helfe die besondere Struktur des Projekts mit seinen drei Säulen aus Wissenschaftlicher Forschung des Leibniz-Instituts, einem News Literacy Lab für redaktionelle Anwendungsprojekte und der bildungspolitischen Säule ONE (Open News Education), die sich mit der Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in Schulen beschäftigt. Als eine Art interdisziplinäres Kompetenzzentrum, das Experten und Projekte vernetze, biete #UseTheNews beste Voraussetzungen, um Nachrichten auch bei den Jungen Schritt für Schritt wieder auf die persönliche Agenda zu bringen.
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Meinolf Ellers
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