Journalismus per Smartphone: Reporter-App macht dpa schneller
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Journalismus per Smartphone: Neue Reporter-App macht dpa schneller und flexibler

Bisher waren dpa-Korrespondenten auf ihren Laptop angewiesen, wenn sie direkt vom Ort des Geschehens berichten. Jetzt soll eine Smartphone-App mobiles Arbeiten bei der Nachrichtenagentur schneller und einfacher machen. Denn als Reporter in der Öffentlichkeit den Laptop aufzuklappen, kann sogar gefährlich sein.

Terroranschläge, Flugzeugabstürze, Demonstrationen: Die dpa berichtet mit weltweit rund 1000 Journalisten von dort, wo die Nachrichten tatsächlich passieren – und das ist meistens nicht der eigene Schreibtisch. Vor Ort zu sein gehört für unsere Reporterinnen und Reporter zum Alltag. Doch um schnellstmöglich für unsere Kunden zu berichten, müssen Korrespondenten kostbare Zeit aufwenden und immer wieder Kompromisse eingehen: Wo kann ich meinen Laptop aufklappen? Verpasse ich etwas, wenn ich mich jetzt zum Schreiben irgendwo hinsetze? Reicht das mobile Internet für eine stabile Verbindung?

Damit sich unsere Korrespondenten künftig noch stärker auf das Wesentliche konzentrieren und schneller berichten können, arbeiten wir mit einem Entwickler-Team der dpa-IT-Tochter Mediatec und externen Dienstleistern an einem neuen Tool: der Reporter-App. Bislang gab es in unserem Redaktionssystem keine Möglichkeit, über mobile Endgeräte schnell und unkompliziert an einem Text zu arbeiten und ihn direkt zur Bearbeitung an die Redakteure am Desk zu schicken. Die neue App füllt diese Leerstelle. Noch ist sie nicht fertig entwickelt, aber Ende September beginnen intensive Tests mit der App. Schon im November soll eine erste Betaversion dpa-weit zur Verfügung stehen.

Reporter App: So sieht sie aus.

Reporter von Kabul bis Braunschweig gefragt

In einem Design Sprint mit Reportern von Kabul bis Braunschweig haben wir zunächst versucht, die genauen Schmerzpunkte in der heutigen Reporterarbeit zu identifizieren. Die Korrespondenten wollen am liebsten flexibel von überall arbeiten und sich nur mit der Nachricht und möglichst wenig mit der Eingabe von Metadaten beschäftigen. „Für mich ist es oft auch wichtig, möglichst nicht als Reporterin erkannt zu werden“, erklärt dpa-Afghanistan-Korrespondentin Veronika Eschbacher. „Journalisten sind hier immer wieder Anschlagsziele.“

Und eine Furcht teilen fast alle Kolleginnen und Kollegen: Die Angst davor, dass der unter hohem Zeitdruck geschriebene Text beim Sendeversuch im Funkloch oder einer anderen technischen Panne unwiederbringlich verschwindet.

Die Antwort, die das agile Entwickler-Team gefunden hat, ist eine Web-App fürs Smartphone. Zuerst entstanden schematische Zeichnungen, dann ein erster Klick-Dummy, mit dem das Team sofort in die ersten Usability-Tests mit Reporterinnen und Reportern gegangen ist. Das Ziel war, ein Design zu entwickeln, das jeder sofort versteht und das den Weg zur geschriebenen Meldung deutlich verkürzt.

Digitaler Werkzeugkasten beschleunigt die Entwicklung

Die Oberfläche der App entstand mit dem dpa Connect Design Kit, dem offenen Werkzeugkasten der dpa für die Entwicklung von Content-fokussierten Web-Anwendungen. Das Design Kit bringt Tempo bei der Oberflächengestaltung. Und es sorgt dafür, dass sich Nutzer in der neuen dpa-Anwendungswelt schnell zurechtfinden, selbst wenn sie zwischen einzelnen Apps hin und her wechseln.

Die App hilft nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Organisieren ihres Arbeitstages: Eine Schnittstelle zum dpa-internen Planungstool generiert für jeden Reporter eine individuelle To-Do-Liste. Der Nutzer wird von der Schnittstelle zum einen dabei unterstützt, alle seine Aufgaben im Blick zu behalten. Zum anderen können wir über die Schnittstelle alle bereits hinterlegten Metadaten aus dem Planungstool in der Reporter-App bereitstellen.

Ein Scribble zur Reporter-App.

Reporter können sich aufs Wesentliche konzentrieren

Im Journalistenpulk bei Koalitionsverhandlungen muss sich also künftig keine Reporterin mehr Gedanken darüber machen, welche Stichwörter nochmal zu diesem Ereignis vergeben wurden, welche Geocodes oder welche Ansprechpartner in den dpa-Notizblock zur Meldung gehören. „Wir arbeiten jeden Tag an mehreren Themen und müssen von vielen Terminen berichten“, sagt dpa-Bundeskorrespondentin Teresa Dapp. „Bei unserer persönlichen Tagesplanung ist die Reporter-App enorm hilfreich.“

Aufwendig war vor allem der Durchstich zum bestehenden Redaktionssystem. Aber mit einer zeitgemäßen Schnittstellen-Architektur (GraphQL) haben wir eine Lösung gefunden, mit der wir die Reporter-App perspektivisch auch mit anderen Redaktionssystemen betreiben können. Dank Progressive-Web-App-Technologie ist die Reporter-App auch unabhängig vom Betriebssystem, funktioniert also mit Android, iOS und anderen Systemen. Und: Jeder Text wird direkt in der App gespeichert, bis er sicher an seinem Ziel angekommen ist. Datenverlust wird damit so gut wie ausgeschlossen.

Notizblock:
Felix Frieler
Projektleiter bei dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
twitter: @felix_fri
LinkedIn: Felix Frieler
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