Das „Chemnitz-Video“: Welche Tools helfen bei der Verifikation?
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Das „Chemnitz-Video“: Welche Tools helfen bei der Verifikation?

Jeden Tag werden auf Twitter, Facebook und anderen Sozialen Netzwerken Augenzeugenberichte hochgeladen. Die Handy-Videos sollen zeigen, welche dramatischen Szenen sich am Rande von Demonstrationen, Protesten oder Ausschreitungen – jenseits von Fernsehkameras – abspielen. In den allermeisten Fällen bleiben die Urheber anonym. Offensichtlich ist nur ihre Absicht, einer bestimmten Bevölkerungsgruppe mit den angeblichen Beweisen zu schaden. Sind anonym verbreitete Videos deshalb von vornherein als Informationsquelle für Journalisten tabu? Nein! 

Das in die Schlagzeilen geratene Chemnitz-Video vom 26. August zeigt, wie viele wichtige Informationen man allein aus den Aufnahmen zusammentragen kann. Christopher Weckwerth hat das Chemnitz-Video einem dpa-Faktencheck unterzogen (Strittiges Video aus Chemnitz – Was wir wissen, was wir nicht wissen). In diesem Blog-Beitrag wollen wir diverse Verifikations-Techniken optisch vorstellen. Es geht in dem Beitrag nicht um die Einordnung und Bewertung des Gezeigten.

Das Video, das aus einem privaten Messenger-Gruppe stammen soll, hat der Twitter-Nutzer «Antifa Zeckenbiss» am 26. August um 20.56 Uhr veröffentlicht. Seitdem wurde es etwa 400 000 Mal aufgerufen. Zu sehen ist eine Gruppe von Männern, die so aggressiv auf einen jungen Mann in Jeans zugeht, dass dieser wegrennt, dazu sind Parolen wie «Haut ab», «Kanaken» und «nicht willkommen» zu hören.

Welchen Ort zeigt das Video?

Bei der Ortsbestimmung (Geolocation) kommt es auf typische Landschafts-Merkmale an. In diesem 19sekündigen Video gibt es eine Vielzahl von markanten Elementen. Die Wichtigsten:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man beim Abspielen des Videos auf die Umgebung achtet, fallen viele Details am Rande auf. Die Szene soll sich im Zentrum von Chemnitz abspielen.

Die vielspurige Straße und weitere markante Details helfen, die Aufnahme in der Chemnitzer Bahnhofsstraße an der Johanniskirche verorten. Details aus dem Video wie ein Kirchturm, Straßenschilder, eine Werbetafel und die Bebauung sind in Satellitenaufnahmen wiederzuerkennen.

 

Die folgende Grafik erfordert etwas logisches Denken. Die Schatten der am Straßenrand stehenden Männer zeigen in Richtung NO, d.h. die Sonne schien aus SW – also wurde das Video am Nachmittag aufgenommen.

 

 

Weitere Details hat der Journalist Lars Wienand, Head of Recherche bei t-online.de, zusammengetragen. Dringende Twitter-Follow-Empfehlung: @larswienand

Sehr hilfreich auch die Anlayse der Szenen aus Chemnitz vom 26. August bei Tagesschau-Faktenfinder.

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Bisherige Blogbeiträge zum Thema Verifikation

 

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